Ein Kreuz mit einem einzigen Schnitt – Die Geschichte von Barak

Es geschah vor vielen Jahren. Genau gesagt im Jahr 1915, im Land Armenien. Dort lebten nur wenige Christen. Sie hatten es schwer; sie wurden immer wieder unterdrückt und verfolgt. Eines Tages wurde ein Mann – nennen wir ihn Barak – verhaftet und eingesperrt. Er war für seine Klugheit und Freundlichkeit bekannt. Aber jetzt saß er in einer Gefängniszelle. „Wenn du ein Christ bist, musst du sterben“, so lachten ihn die Gefängniswärter aus. „Sag doch deinem Glauben ab, dann kommst du wieder raus!“ Aber Barak schüttelte nur den Kopf. Lieber wollte er sterben, als seinen Herrn Jesus verleugnen.
Zu Hause hatte er ein Kreuz an der Wand hängen. Das war ein mutiges Zeichen. Aber Barak war es wichtig, dass er immer erinnert wurde an das Leiden und Sterben Jesu. Jetzt hatte die Geheimpolizei dieses Kreuz gefunden. Dadurch kam Barak in die dunkle, feuchte Zelle. Das Urteil wurde gleich am nächsten Tag über ihn gesprochen.“Wenn du nicht deinem Glauben an Christus abschwörst, dann musst du sterben“, rief der Richter. „Schwörst du ab?“ „Nein“, antwortete Barak besonnen und ruhig. „Dann verurteile ich dich zum Tod. Und…“, so fügte der Richter verächtlich hinzu, „das alles wegen diesem lächerlichen Kreuz. Wie kannst du, ein kluger und angesehener Mann, nur an einen Gekreuzigten glauben?“ Barak antwortete: „Ich glaube an ihn, und der Gekreuzigte ist auch mein auferstandener Herr!“ Der Richter geriet in Wut und ließ Barak in seine Zelle abführen. Dort sollte er auf die Vollstreckung seines Urteils warten. Insgeheim aber hatte der Richter Achtung vor Barak bekommen. Wer so mutig zu seinem Glauben steht, ist nicht zu verachten, dachte er. Aber er konnte es nicht verstehen, warum jemand so hartnäckig an diesem seltsamen Kreuz hing. „Ein Schnitt – und sein Kopf ist ab. Und trotzdem lässt er sein Kreuz nicht los!“ Ein Schnitt – und das Kreuz. Der Richter hatte ein Blatt Papier in die Hand genommen. Er fing an zu grinsen. „Ja“, sagte er leise zu sich selbst, „diesen Spaß gönn‘ ich mir.“
Er nahm das Blatt Papier mit, dazu eine Schere und eilte hinüber ins Gefängnis. Barak war verwundert, als der Richter plötzlich in der Zelle stand. Seine Hinrichtung war doch erst für morgen vorgesehen.
Da erklärte ihm der Richter: „Du riskierst, dass dir der Kopf mit einem Schnitt abgehauen wird. Und das nur, weil dir das Kreuz so wichtig ist. Ich gebe dir eine Chance. Hier hast du ein Blatt Papier, dazu eine Schere. Wenn du mir morgen früh zeigen kannst, wie man mit einem einzigen geraden Schnitt aus diesem Papier ein Kreuz schneiden kann, dann schenke ich dir das Leben.“ Barak begann zu grübeln. ein Kreuz – mit einem Schnitt aus einem Blatt Papier geschnitten? Der Richter erlaubte sich wohl einen Scherz, machte sich über ihn lustig. Oder? Barak betete im Stillen, sah immer wieder das Blatt an, dachte stundenlang nach, begann das Blatt zu falten. Und dann – draußen tagte es schon – erhellten sich seine Gesichtszüge. „Ja, so muss es gehen“, murmelte er. Gespannt wartete er, bis sich die Zellentür öffnete und der Richter eintrat: „Nun?“ „Sehen Sie, Herr Richter“, erklärte Barak, nahm das Papier, faltete es mehrmals, ergriff die Schere, tat einen einzigen geraden Schnitt und faltete das Papier wieder auseinander. „Hier ist das Kreuz, das Sie wollen. Aber nicht nur das Kreuz. Hier sehen sie den rechten, da den linken Verbrecher. Sie wurden mit Jesus gekreuzigt. Einer wendet sich Jesus zu, der andere von ihm ab. Dort ist der Speer des römischen Soldaten zu erkennen, der Jesus in die Seite stach. Und hier die Tafel, auf der das INRI stand. Und schließlich“, Barak zeigte auf die letzten beiden kleinen Papierstücke, die noch übrig waren, „sehen Sie hier die Würfel, mit denen die Soldaten um das Gewand Jesu würfelten.“ Alle Papierstücke hatte Barak zu einem Bild geordnet. Der Richter blickte den Gefangenen verblüfft an – und wies zu der offenen Tür. „Eigentlich wartet draußen dein Henker. Nur ein Schnitt… Aber der Schnitt deines Kreuzes hat dir das Leben zurückgegeben. Geh nach Hause!“ Und Barak ging zurück in sein Haus. Und zu seinem Kreuz – das ihm das Leben gerettet hatte.

Wir empfehlen den Familien-Film „Aufregung um Jesus“
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